ENTOMBED
Die endgültige Abkehr vom Death Metal

Stockholm: schöne Mädchen, gesunde Luft, tolle Architektur und harte Rockbands ohne Ende. Eine von ihnen heißt ENTOMBED, verhalf einst dem Death Metal zu internationaler Popularität, setzte mit Death'n'Roll neue Akzente und wird im November ihren fünften Longplayer veröffentlichen.

Wenn man einen Schlußstrich ziehen will, muß man konsequent sein. Im Falle ENTOMBED beginnt dies bei der Wahl des Studios: Polaris Studios statt der üblichen "Sunlightereien". Hier pfriemelten und schraubten einst Bands wie Abba oder Saxon an ihren Longplayern, und mit Daniel Rey haben ENTOMBED jenen Mann engagiert, der die Alben genannter Größen produzierte.

Die Kollegen vom Terrorizer, Kerrang! und meine Wenigkeit treffen vor Ort ausgesprochen relaxte Musiker, die gerade so wichtige Dinge zu tun haben, wie sich über den Namen eines im Studio herumliegenden Pornomags zu amüsieren: "Slitz". Die Titelseite zeigt eine dralle Blondine unter der Headline "Herre Jesus!". Schwedisch kann so einfach sein...

„Herre Jesus!“ könnte man allerdings auch während der Listening-Session ausrufen. "The Same Difference", so der Arbeitstitel des Albums, zeigt eine reife Band, die sehr vielseitige, intensive und heftige Musik kreiert, ohne an die Death Metal-Vergangenheit zu erinnern.

'The Day The Earth Stood Still' ist eine überwiegend schleppende Nummer, glänzt durch superfettes Riffing, kommt ziemlich räudig rüber und weist einige clevere Tempowechsel auf. Das doppelgemoppelte 'The Supreme Good' sollte ursprünglich 'Kingdom' heißen und wird mit Sicherheit als der tollste Ohrwurm der Bandhistorie in die Annalen eingehen - ohne Frage ein Hit. Wir hören beeindruckenden, teilweise klaren Gesang von L.G. Petrov, pfiffige Gitarrenarbeit sowie heftiges, präzises Drumming des neuen Trommlers Peter, der einst die Sticks bei Face Down und Mercyless schwang, den lieben, langen Tag nur Death Metal hört und ein stadtbekannter Partyhengst ist.

'20/20 Vision' ist eine coole Rock'n'Roll-Nummer mit erstklassigem Gossengesang. 'Bait' erinnert in puncto Melodie ein wenig an Turbonegros 'The Age Of Pamparius', ist allerdings ungefähr zehn- bis 15mal rauher.

Insgesamt wird es 15 Stücke auf dem Album geben, die meisten bleiben unterhalb der Drei-Minuten-Marke. Sprich: kurz, knapp, spannend und kernig. ENTOMBED stehen also weiterhin für Originalität und haben den Abgang ihres Drummers und Songwriters Nicke überzeugend weggesteckt.

»Wir kamen gerade von einer Tour in Deutschland und saßen im Flieger nach Schweden, als Nicke uns sagte, daß er mehr Bock auf die Hellacopters habe und uns deshalb verlassen wolle«, erinnert sich Klampfer Uffe. »Zehn Minuten lang dachte ich daran, ENTOMBED aufzulösen, denn ich war total geschockt.«

»Aber noch im Flugzeug überlegten wir, wer Nickes Posten übernehmen könnte«, fügt Basser Jörgen (ex-Grave) hinzu. »Erster Kandidat war Peter, ein alter Kumpel von uns. Wir haben keinen einzigen anderen Drummer getestet.«

Das Songwriting zu "The Same Difference" haben sich vor allem Uffe und Jörgen geteilt.

»Unser Ziel war es, hart und ungestüm, aber nicht Death Metal zu sein. Das soll auch der Albumtitel aussagen: Wir sind immer noch unüberhörbar ENTOMBED, haben uns jedoch in eine andere Richtung entwickelt.« Wolf-Rüdiger Mühlmann