MORNING STAR


Als erstes lässt sich sagen, dass dieses Album 'Uprising' vom Sound her sehr ähnlich ist, zumal wieder das bereits bekannte Das Boot-Studio im Spiel ist. Das bedeutet, dass das ganze wieder recht dreckig und roh durch die Gegend bollert. Doch die Musik an sich ist dem 'Uprising'-Material nicht ganz so ähnlich. In einigen Reviews bekannter Magazine hieß es, man sei musikalisch wieder zurück zu 'Wolverine Blues' gegangen, was jedoch absolut nicht stimmt, da das einzigartige Flair von damals mit heute nicht vergleichbar ist. Tatsache ist aber, dass 'Morning Star' ein ganzes Stück kreativer erscheint als 'Uprising' und auch wieder mehr Metalanteile zu bieten hat. So gibt es sogar richtiges Geknüppel (Ensemble Of The Restless, About To Die), und auch ansonsten ist härtetechnisch ein wenig zugelegt worden (Young Man Nihilist, Year One Now). Die für die Band typischen, hier und da eingestreuten Melodien (sowohl mit Gitarre als auch mit Gesang) fehlen auch auf diesem Album nicht, und machen aus Songs wie 'Bringer Of Light' oder 'When It Hits Home' feine Sahnestückchen. L-G grölt wunderbar und versteht sich auch darauf, ab und zu etwas ruhiger, aber dafür sehr fies zu singen, falls man das so nennen kann. Peters Schlagzeugspiel ist immer sehr groovig und treibt die Songs auch ohne übertriebene Doublebassorgasmen und Tentakeldrummerbreaks gut voran. Beim Spiel der Herren Cederlund, Hellid und Sandström hat sich zum Glück auch nichts verändert, denn das ist nach wie vor unvergleichlich und unverkennbar Entombed. Alles in allem bleiben die Songs gut im Gedächtnis hängen, und mit 'Chief Rebel Angel' haben die Jungs einen richtigen Hammersong kreiert, den man so schnell nicht vergessen wird. Hoffentlich kriegen die ewigen Kritiker mit diesem Teil endlich mal einen kleinen Arschtritt, der ihnen zeigt, dass Entombed nach wie vor zu einigem fähig sind. Alle Fans der Band können echt beruhigt zugreifen, nur im Falle einer akuten 'Uprising'-Abneigung empfehle ich, die Finger davon zu lassen. Reinhören sollte aber auf jeden Fall jeder. Eine kleine Sache noch: Vergleicht mal 'Year One Now' mit 'Slowly Burnt To Death' von Murder Squad. Meiner Meinung nach sind die Songs sich verdammt ähnlich.

J. Appel




ROCK HARD Ausgabe 172

Jaaaa, das ist gut: Der Patient ENTOMBED befindet sich eindeutig auf dem Wege der Besserung, wirkt sogar fast schon wieder so quicklebendig wie zu seinen Glanzzeiten. Verirrte sich die schwedische Metal-Institution auf „Same Difference“ zu sehr in experimentellen, spacigen Welten (auch wenn man sich die Platte durchaus mit vielen Durchläufen „schön hören“ konnte), so erreichten sie mit dem letztjährigen „Uprising“-Longplayer meiner Meinung nach den kreativen Tiefpunkt ihrer Karriere, weil die Band hier offenbar krampfhaft versuchte, ein wenig „back to the roots“ zu gehen, ohne dafür bereit zu sein. Die Platte klang also sehr halbgar.
Aber zum Glück gibt´s ja jetzt den „Morning Star“, und im Gegensatz zur gleichnamigen Serie im Sat.1-Frühstücksfernsehen, bei der sich minimal talentierte Möchtegern-Musiker vor einem Millionenpublikum zum Volltrottel machen, klingt dieser „Morning Star“ wie die Wiedergeburt einer Metal-Legende. Da sind sie wieder, die wandschrankbreiten Riffs, die ENTOMBED einst Legende werden ließen, und streckenweise schimmern zur allgemeinen Überraschung wieder die seligen Anfangstage der Band durch: ´I For An Eye´ hätte mit seinem extrem tiefer gelegten Gitarrensound auch glatt auf „Clandestine“ stehen können, ´Year One Now´ ist der totale Schweden-Old School, die garstige Knüppelorgie ´Ensemble Of The Restless´ könnte fast aus der Feder von Peter Tägtgren stammen, und exzellente Groover im Stil von ´Out Of Heaven´ oder ´Mental Twin´ erinnern an die großartige „Wolverine Blues“-Phase.
Traurig dürften nur die ENTOMBED-Supporter sein, die die rock´n´rolligen Einflüsse auf „To Ride, Shoot Straight...“ geschätzt haben, denn diese sind inzwischen weitestgehend verschwunden. Dafür hat sich die früher schon latent vorhandene Punk-Attitüde etwas mehr Platz verschafft, was - verbunden mit den Death Metal-mäßigen Gitarrenläufen - für ein durchgehend hohes Aggressionslevel sorgt.
Habe ich schon erwähnt, das ´City Of Ghosts´ fatal nach Slayer klingt? Egal, „Morning Star“ ist ganz klar das beste ENTOMBED-Album seit „Wolverine Blues“, auch wenn sich gegen Ende noch zwei kleine Hänger eingeschlichen haben. Willkommen zurück im Club der Todesblei-Junkies!

FRANK ALBRECHT
Note: 9

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